So unterstützt künstliche Intelligenz die Gastronomie

So unterstützt künstliche Intelligenz die Gastronomie

Eine App, die deinen Geschmack erkennt, eine smarte Software für Bäckereien und ein Telefonbot, der Anrufe von Gästen annimmt und Reservierungen macht: die drei Start-ups Choosey, BäckerAI und Assistent.ai setzen auf künstliche Intelligenz (KI).
Datum20.06.2023

Essensplan à la Spotify mit Choosy

Eine Frage, die sich Menschen am Tag mehrmals stellen, lautet: Was esse ich heute? Einigen macht es Freude, darüber nachzudenken, viele stellt die Beantwortung vor Probleme: Alltag, Stress und Verpflichtungen lassen ihnen kaum Zeit dafür. Standardgerichte, auswärts essen oder Lieferdienst lautet dann häufig die Antwort. So war es auch bei den Gründer:innen der Rezepte-App Choosy, die sich unabhängig voneinander damit beschäftigten, wie sie leckeres Essen unkompliziert in den Alltag integrieren können.

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Über das Gründerzentrum Y Combinator lernten sich Julius Kuschke, Vanessa Westphal und Hauke Jäger (Foto siehe oben) kennen und merkten schnell, dass sie gemeinsam mehr erreichen können. Julius, der Game Designer, Vanessa, die Beraterin, und Hauke, der Programmierer. Entstanden ist eine App, die lernt, was die Nutzer:innen kochen und was ihnen schmeckt. Daraus wird dann ein Essensplan für die Woche erstellt. "Der Algorithmus von Spotify schlägt mir Lieder vor, die meinen Geschmack treffen. Das muss doch auch mit Essen gehen, dachte ich mir", sagt Julius. Genau das macht den Unterschied zu anderen Apps, die oft nur Rezepte verwalten. "Wir sehen uns als Tech-Unternehmen, die Kochskills haben andere", ergänzt Vanessa. 250 Blogger:innen und Food-Influencer:innen liefern die Rezepte und die passenden Fotos. 

Die App Choosy lernt mit einer KI, was Nutzer:innen schmeckt, und erstellt Essenspläne für die Woche

Die App registriert die Interaktion der Nutzer:innen, weiß, ob ein Rezept gekocht oder nur überflogen wurde. Nach ein bis zwei Wochen werden die Empfehlungen immer besser. Zusätzlich fließen die Bewertungen der über 50 000 Nutzer:innen in die Rezeptvorschläge mit ein. "Es soll sich nicht wie eine Diät anfühlen", sagt Vanessa, "viel wichtiger ist, dass die Rezepte den persönlichen Geschmack treffen." Das gelingt dem erfolgreichsten Gericht der App mühelos: Spinat mit Kartoffelpüree und Spiegelei.

Weitere Infos zum Start-up Choosy findest du unter: www.choosy.de

Brotvorhersage dank BäckerAI

Drei Brotretter: Gründer Jan Meller (l.), Fabian Taigel und Franz Seubert (r.) von BäckerAI aus Großrinderfeld möchten mit ihrer Software gegen Lebensmittelverschwendung in Bäckereien angehen

Fast zwei Millionen Tonnen Backwaren landen in Deutschland jährlich im Müll. Ein Grund: das Bauchgefühl. Denn das spielt in Bäckereifilialen eine entscheidende Rolle, wenn die Bestellung für den nächsten Tag aufgegeben wird. "Weil die Regale auch immer gut gefüllt sein sollen, wird tendenziell eher zu viel bestellt", weiß Franz Seubert, einer der Gründer von BäckerAI.

Das Start-up hat sich des Problems angenommen und eine Software entwickelt, die mithilfe künstlicher Intelligenz den Verkauf des nächsten Tages und sogar der nächsten Woche vorhersagen kann. "Wir brauchen die Daten von mindestens zehn Filialen, damit unser Programm funktioniert", sagt Franz. Neben den Verkaufszahlen werden auch externe Faktoren wie Wetter oder Feiertage bei den Bestellungen berücksichtigt. So werden die Retouren auf drei bis vier Prozent reduziert, was für die Bäckereien einen echten Mehrwert bietet.

Auch diese zwei Start-ups sind erfolgreich: Perfeggt und Redefine Meat. Sie tüfteln an pflanzlichen Alternativen – mit veganem Ei und Fleisch.

2021 hat Franz das Start-up mit Fabian Taigel und Jan Meller gegründet, heute haben sie 19 Mitarbeitende, die meisten von ihnen sind Datenanalysten. Sie sorgen dafür, dass auch langwierige Teigführungen mit Sauerteig oder aufwendigere Gebäckstücke berücksichtigt werden können. Für jede Bäckerei wird eine passende Lösung erarbeitet. "So gibt es kurz vor Ladenschluss von jeder Warengruppe noch etwas, aber eben nicht bergeweise Ware", sagt Franz. 

Die Software hilft nicht nur, Kosten zu senken und den Umsatz zu steigern, sondern vor allem, die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren. Auch wenn jede Bestellung individuell angepasst werden kann, müssen sich manche Bäcker erst an die neue Arbeitsweise gewöhnen. "Es kann sinnvoller sein, zwei Brezeln nicht zu verkaufen, als fünf wegzuwerfen", weiß Franz – und zunehmend immer mehr Bäcker.

Weitere Infos zum Start-up BäckerAI findest du unter: www.baeckerai.com

Start-up Assistent.ai beendet die Warteschleife

Die Köpfe hinter der Telefon-KI: IT-Spezialist Thomas Schiffler (l.) und Geschäftspartner Jannik Oberlies aus Frankfurt am Main

Essen servieren, Tische abräumen, neue Gäste begrüßen, den Weg zur Garderobe zeigen – da bleibt kaum Zeit, ans Telefon zu gehen, auch wenn es sich um eine Reservierung handeln könnte. "Gastronomen telefonieren gern mit ihren Gästen", sagt Jannik Oberlies, "aber besonders zu Stoßzeiten oder außerhalb der Öffnungszeiten ist das eben nicht immer möglich", weiß der Gründer von Assistent.ai. 

Gemeinsam mit Thomas Schiffler (44) hat der 30-Jährige eine Software konzipiert, die genau dieses Problem lösen soll. Assistent.ai basiert auf künstlicher Intelligenz, die mit großen Datenmengen trainiert wurde, um menschliche Sprache zu verstehen. IT-Spezialist Thomas setzt die Softwarebausteine so zusammen, dass die automatische Reservierungsannahme funktioniert und auch mit solchen Anfragen umgehen kann: "Ich hätte gern übermorgen um 19 Uhr einen Tisch für drei. Ach ja, darf ich meinen Hund mitbringen?" Das Programm ist mit dem digitalen Reservierungstool eines Restaurants verbunden und wird von den Inhabern mit zusätzlichen Informationen gefüttert. 

Entlastung für den Service: der Telefonbot nimmt Anrufe von Gästen an und macht Reservierungen

Die größte Herausforderung sieht Jannik derzeit im guten alten Reservierungsbuch. Doch auch dafür hat das Start-up eine Lösung. "Der Telefonassistent nimmt die Anfrage an, das Restaurant kann diese bestätigen, der Gast erhält eine SMS", sagt Jannik. Lässt sich ein Gastronom auf die neue Technik ein, herrscht erst mal Stille. Das Telefon bleibt ruhig, aber die Tische werden reserviert. Eine große Entlastung für das Servicepersonal, das auf Wunsch erreichbar bleibt. Das System lässt sich an alle Bedürfnisse anpassen und wird von den Gästen akzeptiert. Schnell lernten Jannik und Thomas, was die Gastronomen besonders begeistert: Es ist besser, mit einem Computer zu sprechen, der einem weiterhilft, als niemanden zu erreichen.

Weitere Infos zum Start-up Assistent.ai findest du unter: www.assistent.ai

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