Start-ups des Monats: voilà, Once upon a bean und Akoua
Lieferservice de luxe mit „voilà
Tastehunter – das hört sich nach einem neuen Youtube-Format an. Beim Start-up „voilà“ sind das die Menschen, die spannende Restaurants oder Imbisse ausfindig machen und Basis sind für das Konzept des Essenslieferanten aus Berlin. Mit den üblichen Fastfoodund Sushi-Bringdiensten hat das Ganze jedoch nichts zu tun, erklärt Gründer Julius Wiesenhütter, der vorher Chef von Foodora war. „Wir wollen die Toprestaurants genauso zugänglich machen wie lokale Manufakturen mit geringer Reichweite.“
Wie das funktioniert? Durch ausgefeilte Planung und festgelegte Bestelldaten. So gelingt es, dass Kunden in Konstanz Spitzenküche aus Berlin genießen können – etwa ein viergängiges Menü aus dem vegetarischen Sternerestaurant „Cookies Cream“. „Durch eine feste Vorlaufzeit können die Restaurants gut managen, einkaufen und zubereiten, sodass die Gerichte in die normalen Abläufe eingeplant werden können“, so Julius Wiesenhütter.
Logistik und Verpackung organisiert „voilà“. 36 Stunden vor dem festgelegten Datum kann bestellt werden, per Kurier werden die Gerichte gekühlt in nachhaltiger Verpackung verschickt und müssen zu Hause nur erwärmt werden. Eine präzise Anleitung der Restaurants liegt bei, oder es gibt ein Video dazu. „Es kam schon vor, dass Leute zu einem Restaurant gereist sind, das sie durch uns kennengelernt haben“, freut sich der 30-Jährige.
Genau das ist auch ein Ziel von „voilà“. Sie wollen keine Konkurrenz sein, sondern die Zielgruppe der lokalen Betriebe ergänzen und vergrößern – das gehört zum Konzept. So ist es auch möglich, Käsekuchen aus Freiburg, Pekingente aus Hamburg, Biobrot von Julius Brantner aus München oder Sterneküche von Daniel Gottschlich aus dem Kölner "Ox & Klee" zu bestellen. Bei einer Branche, die sich durch Corona zwangsweise die Digitalisierung erarbeiten musste, kommt dieses Konzept gut an.
Auch Kunden abseits der Großstädte profitieren davon, denn große Lieferdienste beschränken sich auf Metropolen. Wer außerhalb von ihnen wohnt, hat oft Pech. Schon bald soll durch das ausgeklügelte Konzept ganz Europa zugänglich gemacht werden. Pariser Bistroküche in Buxtehude – warum nicht?
Weitere Infos findet ihr unter: getvoila.com
Schwarzes Gold von „Once upon a bean“
Wer sich für gute Schokolade interessiert, sollte einen Bogen um Supermärkte machen. Was hier verkauft wird, besteht zum größten Teil aus Zucker, und der Kakao stammt meist von riesigen Plantagen in Afrika – Geschmacksprofil: süß. Dabei ist Kakao so viel mehr, reich an Aromen und vielfältig im Geschmack. Herkunft, Kakaosorte und vor allem die Art der Herstellung spielen dabei eine wichtige Rolle. Bei Bean-to-bar-Schokolade wird genau darauf Wert gelegt, mittlerweile gibt es in Europa immer mehr Manufakturen, die beste Schokolade von Hand produzieren.
Unter den Besten besondere zu finden, ist nicht einfach, weshalb Lisa Sanders und Marvin Coböken „Once upon a bean“ gegründet haben. Mit ihrem Start-up wollen sie kleinen Herstellern aus ganz Europa eine Bühne geben und bieten eine kuratierte Auswahl an. „Ursprünglich wollten wir selbst Schokolade herstellen, haben dann aber den Plattformgedanken für Bean-to-bar-Schokolade entwickelt“, erzählt Marvin.Chocolatiers aus Bonn, Reykjavík oder Rotterdam gehören zum ausgesuchten Portfolio.
Wer Teil davon sein will, muss den Qualitätsansprüchen der beiden genügen. „Gefällt uns eine Schokolade, verschicken wir einen Fragenkatalog, damit wir genau wissen, wo sie herkommt und wie sie produziert wird“, sagt Lisa. Direkthandel muss möglich sein, Zusatzstoffe sind tabu, und die Landwirte müssen fair bezahlt werden. Wenn möglich, besuchen die beiden Hersteller vor Ort. Anhand ihrer Probierpakete kann jeder feststellen, wie unterschiedlich und vielfältig Schokolade sein kann. Nur eines sei wichtig, sagt Lisa: „Nicht kauen, sondern langsam im Mund zergehen lassen.“
Weitere Infos findet ihr unter: onceuponabean.de
Cashewsaft von „Akoua“
Das, was wir als Cashewnuss bezeichnen, ist eigentlich der Kern des Cashewapfels, der außerhalb der Frucht wächst. Dieser wird geerntet, der Rest, also 99 Prozent, werden entsorgt. „Unglaublich eigentlich, wenn man bedenkt, dass die Frucht genießbar ist“, sagt Simon Debade, der mit seinem Start-up „Akoua“ genau das ändern will.
Der Softwareingenieur ist in Benin aufgewachsen und kam zum Informatikstudium nach Bochum. Als Kind hat er die Früchte gegessen und erinnerte sich daran, als er merkte, dass Cashews in Deutschland immer beliebter wurden. Weil die Früchte nicht transportfähig sind, kam er auf eine andere Idee: Cashewsaft. Mit einem Partner vor Ort lässt er die Früchte entsaften, pasteurisieren und nach Deutschland exportieren, wo der Saft in kleine Flaschen gefüllt wird. „Ein sehr süßer Saft mit Honignoten, perfekt als Schorle oder für Cocktails,“ schwärmt der 44-Jährige.
Aber was er damit erreicht, ist noch besser. „Mir geht es nicht ums Geld, ich will etwas Positives in meiner Heimat bewirken.“ Die Frauen, die die Früchte ernten, gehören zu einer Kooperative, die sich auch für ihre Bildung einsetzt. Durch den Saft verdienen sie doppelt: mit dem Verkauf des Kerns und der Frucht. „Die Frauen haben 30 Prozent mehr Umsatz, Transporteure und Safthersteller verdienen auch daran, und das Geld bleibt im Land – darum geht es mir.“
Noch ist Simon mit dem Vertrieb des Cashewsafts ganz am Anfang, aber neue Produkte sind bereits in Planung. „Wenn ich Menschen in meiner Heimat zeige, dass ihr Saft (etwa € 3/250 ml) hier im Supermarkt steht, freuen sie sich total – und das macht mich glücklich.“
Weitere Infos findet ihr unter: akoua.de