Veganer Wein: Wann ist ein Wein vegan?

Veganer Wein: Wann ist ein Wein vegan?

Nicht jeder Wein ist vegan. Wer sich pflanzlich ernährt, sollte deshalb genau hinschauen. Wir zeigen, woran ihr veganen Wein erkennt und welche fünf tierfreien Tropfen ihr ganz ohne schlechtes Gewissen genießen könnt.
Text Lisa Gutknecht
Datum19.09.2023

Weiß, Rot, Rosé, prickelnd, vollmundig, süffig: Quer durch alle Rebsorten, Geschmäcker und Texturen gibt es inzwischen vegane Alternativen zu konventionellen Weinen. Denn, was nicht allen Weintrinker:innen bewusst ist: Normalerweise kommen bei der Herstellung tierische Produkte zum Einsatz. Immer mehr Winzerinnen und Winzer setzen inzwischen jedoch auf neue Methoden, um ihre Weine vegan zu machen.

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Warum sind manche Weine nicht vegan?

Habt ihr jemals in Frage gestellt, dass euer Lieblingswein nicht vegan sein könnte? So geht es vielen Weinfans. Dass Weine traditionell unter Verwendung tierischer Erzeugnisse hergestellt werden, ist den wenigsten bewusst. Dabei nutzen Winzer:innen schon seit Jahrhunderten Proteine vom Tier – vor allem Eiklar, aber auch Gelatine, Fischblase oder aus Magermilch gewonnenes Kasein – zur sogenannten Klärung ihrer Weine. 

Normalerweise sind in der Weinlösung mikroskopisch kleine Partikel vorhanden. Diese kolloidalen Substanzen können schon bei kleinsten Schwankungen, etwa der Temperatur oder des pH-Wertes, unerwünschte Trübungen verursachen. Die Klärung oder Schönung macht den Wein klar und stabil.

Das funktioniert so: Nach dem Ende der alkoholischen Gärung beginnt die Klärung des Jungweins. Dafür wird tierisches Eiweiß zur Weinlösung gegeben – circa drei Eiklar auf 100 Liter Wein. Die Proteinmoleküle verbinden sich mit den Trübstoffen und setzen sich am Fass- oder Tankboden ab. Im Anschluss lässt sich der klare Wein abziehen. Vom tierischen Protein bleibt so gut wie nichts zurück, trotzdem ist das fertige Produkt nicht rein pflanzlich.

Was ist bei veganen Weinen anders?

Beim Anbau der Reben gibt es keinen Unterschied zwischen vegan und konventionell erzeugtem Wein. Erst nach der Weinlese im Keller greifen vegan arbeitende Winzer:innen zu anderen Hilfsmitteln. Für die Klärung der Weinlösung ersetzen sie das tierische Eiweiß durch eine pflanzliche Alternative. Diese wird beispielsweise aus Erbsen, Weizen oder Kartoffelstärke gewonnen. Auch Aktivkohle oder die Mineralerde Betonit kommen dafür zum Einsatz. 

Der Klärungsprozess an sich bleibt der gleiche: Der Pflanzenstoff bindet die Trübstoffe und setzt sich am Boden ab. Zwar dauert dieses nicht-tierische Verfahren etwas länger, ist aber genauso effektiv. Das Ergebnis ist ein ebenso klares, stabiles Produkt. Bei der Bereitung von veganem Wein gibt es also nur einen kleinen, für Veganer:innen aber alles entscheidenden Unterschied.

Übrigens: Immer mehr Winzer:innen verzichten komplett auf die Klärung und erzeugen reine, natürliche Weine. Solche Naturweine erleben gerade einen echten Hype. 

Ist veganer Wein besser?

Mit Veganismus verbinden viele Menschen einen gesünderen Lebensstil. Daher liegt eine häufig gestellte Frage nahe: Verspricht ein veganer Wein eine bessere Qualität? Und bedeutet vegan gleich Bio? Die Antwort lautet in beiden Fällen: Nein. 

Vegan arbeitende Winzer:innen müssen nicht zwingend nach biologischen oder biodynamischen Richtlinien arbeiten. Häufig ist dies zwar der Fall, eine Garantie gibt es aber nicht. Das heißt, ein veganer Wein kann ökologisch sein, muss er aber nicht. Und selbst wenn das Etikett ein Bio-Siegel trägt, sagt das nur wenig über die Weinqualität aus. 

Das Label "vegan" beim Wein gibt also unterm Strich nur Aufschluss über die Herstellungsmethode beziehungsweise die Inhaltsstoffe. 

Unbedingt probieren: Hier sind unsere Top 5 Bioweine.

Wie erkenne ich, ob ein Wein vegan ist?

Anders als beim ökologischen Weinbau gibt es für vegane Weine bislang kein einheitliches europäisches Siegel. Ein Hinweis auf der Flasche ist freiwillig, so dass sich nicht immer auf den ersten Blick erkennen lässt, ob ein Wein vegan ist. Doch mit der steigenden Nachfrage entscheiden sich immer mehr Erzeuger:innen dazu, ihre Weine als vegan zu kennzeichnen. Dafür nutzen sie häufig das V-Label, ein anerkanntes Gütesiegel der Europäischen Vegetarier-Union. 

Bei Naturweinen verzichten Winzer:innen oft auf einen extra Hinweis. Fällt eure Wahl auf einen Vin Naturel, könnt ihr euch aber sehr sicher sein, dass der Inhalt der Flasche vegan ist, ohne dass dies explizit auf dem Etikett steht. 

Wie schmeckt veganer Wein?

Ob für die Weinbereitung pflanzliche oder tierische Hilfsmittel zum Einsatz kommen, lässt sich nicht herausschmecken. Zwischen veganem und "klassischem" Wein gibt es keinen geschmacklichen Unterschied. Die Aromen hängen stattdessen maßgeblich von den verwendeten Traubensorten und der Umgebung ab. 

Entscheidet ihr euch für einen Naturwein, müssen sich eure Geschmacksknospen hingegen auf eine Überraschung gefasst machen. Naturweine, egal, ob rot, weiß oder rosé, schmecken deutlich komplexer und lebendiger als herkömmliche Sorten. Häufig lassen sich erdige und florale Aromen sowie Noten von Sherry oder Portwein erkennen. 

Fazit: Veganer Wein kann geschmacklich und qualitativ mit der Spitze der Top-Weine mithalten. Das zeigt allein das riesige Angebot. Fünf hervorragende vegane Weine stellen wir euch im nächsten Abschnitt vor.

Im Geschmackstest: Vegane Würstchen und veganes Eis – lest bei uns, welche Produkte ihren Preis wert sind.

Weinempfehlung: 5 vegane Weine

Geht immer: Veganer Weißwein

2022 Samtmuschel Grauer Burgunder, Weingut Fogt

Badenheim, www.weingut-fogt.de, € 8,95

Deutscher Grauburgunder ist für jeden Anlass passend. Dieser vegane Weißwein ist besonders frisch, mineralisch und angenehm spritzig. Sein Duft erinnert an reife Birnen, Zitrusfrüchte, Mandeln und Haselnüsse. Geschmacklich ist er weich und füllig. 

Veganer Kultwein

2019 Das kleine Kreuz, Weingut Rings

Freinsheim, www.weingut-rings.de, € 25

"Das Kreuz" vom Weingut Rings aus der Pfalz ist ein echter Kultwein. Dieser vegane Zweitwein steht seinem großen Bruder in nichts nach. Intensives Cassis-Aroma gepaart mit einer erfrischenden Säure. Elegant, geschmeidig und würzig.

Veganer Wein für den Sommer

2022 Sonnenseite, Weingut Hiss

Eichstetten, www.weingut-hiss.de, € 6,50

Fruchtig-frisch – perfekt für den Sommer: Dieser sonnengelbe, vegane Weißwein duftet nach tropischen Früchten. Am Gaumen begegnen sich reife Pfirsiche und Stachelbeeren. Eine tolle Balance aus Süße und Säure. 

Veganer Rosé in biodynamischer Qualität

2022 Rosé Estate 2022, Weingut Wittmann

Westhofen, www.weingutwittmann.de, € 13,90

Ein rotbeeriger Rosé, der Aromen von Kirsche, Himbeere, roter Johannisbeere, Erdbeere, weißem Pfeffer und Mandelblüte parat hält. Frisch, feinwürzig und ungemein saftig. Ein toller Sommer-Rosé. 

Natur pur: Veganer Naturwein

2022 Theodora, Gut Oggau 

Neusiedlersee, www.weinamlimit.de, € 31 

Eine Cuvée aus Grünem Veltliner und Welschriesling. Ungefiltert, ungeschönt und ungeschwefelt abgefüllt. Der Wein duftet nach weißen Blüten, Melone und Kiwi, im Geschmack angenehm fein und energiegeladen.

FAQs Veganer Wein

Was ist veganer Wein?

Veganer Wein basiert wie konventioneller Wein auf der Vergärung von Trauben. Während der Verarbeitung kommen nur nicht-tierische Hilfsmittel zum Einsatz. 

Warum ist nicht jeder Wein vegan?

Grundsätzlich ist Wein ein pflanzliches, also veganes Produkt. Allerdings sind für die Weinbereitung tierische Hilfsmittel zugelassen, wie Eiklar oder Gelatine, um ihn von Trübstoffen zu befreien. Diese Zusätze sind im Endprodukt zwar meist nicht mehr enthalten, der Wein kommt damit aber während der Herstellung in Berührung.

Was ist der Unterschied zwischen Wein und veganem Wein?

Veganer Wein wird im Gegensatz zu konventionell erzeugtem Wein ohne den Einsatz tierischer Hilfsprodukte hergestellt. Für die Klärung werden bei veganem Wein pflanzliche Stoffe verwendet. Manche Winzer:innen verzichten auch komplett auf die Befreiung von Trübstoffen. 

Ist veganer Wein immer Bio?

Veganer Wein stammt sehr oft aus biologischem und biodynamischem Weinbau, aber nicht immer. Andersherum ist auch nicht jeder Bio-Wein vegan, da zum Beispiel Bio-Gelatine zugelassen ist. 

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