Elyas M'Barek im Interview
FOODIE: Lieber Elyas, du hast den Ruf, gut und gern zu essen.
Elyas M’Barek: Stimmt, und ganz ehrlich, als die Anfrage von FOODIE für das Interview kam, hab ich mich richtig gefreut. Ich war immer schon so ein kleiner Feinschmecker.
FOODIE: Wie kommt’s?
Elyas M’Barek: Zum einen stammt meine Mutter aus einer Gastronomenfamilie, meine Großeltern führten im Innviertel ein gemütliches Bistro. Zum anderen habe ich irgendwann festgestellt, dass gutes Essen glücklich macht.
FOODIE: … mit den Marillenknödeln deiner Oma aus Österreich?
Elyas M’Barek: Aufgewachsen bin ich mit österreichisch-süddeutscher Küche, ab und zu hat mein Vater auch tunesisch gekocht. Ich habe aber früh ins Ausland geschielt, zuerst nach Italien, später nach Japan. Diese Küchen faszinieren mich.
FOODIE: Warum gerade diese beiden?
Elyas M’Barek: Die italienische Küche ist so liebevoll, wie von Mama gemacht, man schmeckt, dass die traditionellen Gerichte mit viel Herzblut kreiert sind. Und am Ende des Abends rollt man dann beseelt ins Bett. An Japan liebe ich das Puristische und das gleichzeitige Streben nach Harmonie und Perfektion. Bei beiden Küchen geht es um das gute Produkt.
FOODIE: Verrätst du uns deine Lieblingsgerichte?
Elyas M’Barek: Eine gute Penne all’arrabbiata – obwohl oder gerade, weil sie einfach ist. Auch eine richtig gute Bolognese ist der Wahnsinn. Bei der japanischen Küche mag ich auch Fleischgerichte, perfekt zubereitetes Wagyu Beef vom Kobe-Rind! Besser geht‘s doch nicht!
FOODIE: „Gut essen macht glücklich“, hast du gesagt. Wie genau definierst du das?
Elyas M’Barek: Im Restaurant sitzt man ja meistens mit Freunden, Kollegen, ist in einer Gesellschaft. Man unterhält sich, trinkt einen guten Wein – ja, und wenn dann auch das Essen stimmt, entsteht ein wohliges Gefühl. Man weiß, man hat den Abend mit lieben Menschen verbracht und gemeinsam Genuss erlebt. Für mich ist das Glück und gehört zur Lebensqualität.
FOODIE: Gehst du auch mal allein essen?
Elyas M’Barek: Ja und gern. Wenn ich weiß, dass ich demnächst im Ausland bin, mache ich mir schon vor der Abreise Gedanken, wo ich essen gehen werde. Die Vorfreude allein ist toll, und vor Ort ist der Besuch im Restaurant das Highlight des Tages. Gutes zu finden, ist ein Hobby von mir, ich bin da wie ein Trüffelschwein, suche, schnüffle, wühle – und freue mich riesig, wenn ich etwas Gutes gefunden habe, das ich weiterempfehlen kann.
FOODIE: Wie genau „schnüffelst“ du?
Elyas M’Barek: Ich frage jeden, mit dem ich spreche, zu Hause und vor Ort, sobald ich ankomme: den Taxifahrer, den Concierge, den Kellner, Tischnachbarn, die Locals halt. Ich frage aber auch Freunde und Bekannte, die mal am jeweiligen Ort waren. Außerdem haben wir Schauspieler zig Blogs, die sich mit Food beschäftigen.
FOODIE: An welchen Orten warst du zuletzt?
Elyas M’Barek: In Berlin und gerade in New York, kulinarisch für mich zwei der spannendsten Städte. In New York empfehle ich unbedingt COTE Korean Steakhouse mit mega Beef-Gerichten. Echt urig ist die John’s-Pizzeria in Greenwich Village, absoluter Wahnsinn das Carbone, mein New Yorker Lieblingsitaliener, ebenfalls im Village. Alles dort wirkt, als wär’s mal ein düsterer Mafioso-Treff gewesen … das war es auch. Es gibt im Hauptraum sogar noch eine Stahltür, die einst zugeschoben wurde, wenn im Nebenraum geballert wurde, man sieht noch Einschusslöcher. Alles richtig gute Empfehlungen.
FOODIE: Wir sind beeindruckt.
Elyas M’Barek: Das ehrt mich, danke! In Berlin bin ich absolut gern im Grill Royal, dort liebe ich den Service, das Essen, die Leute, die irre Weinkarte – man kann da die ganze Nacht verbringen. Eher ein Ort für Geschäftstreffen ist das Mondo Pazzo in Charlottenburg, und mein privater Tipp ist das Kin Dee, was die junge Köchin aus Thailand dort macht, finde ich sehr interessant.
FOODIE: Weine, Cocktails: Was trinkst du gern? Im Film „Nightlife“ hast du ja einen Barkeeper gespielt.
Elyas M’Barek: Für den Film musste ich tatsächlich einiges über Cocktails lernen, auch Rezepte und Zubereitungen. So richtig gut gelang mir der Aperol Sour mit frisch gepresstem Zitronen- und Orangensaft und ‘ner dünn geschnitten Orangenscheibe im Tumbler. Den habe ich den gesamten Filmsommer über jedem kredenzt, der vorbeikam. Mein Lieblingscocktail ist die klassische Margarita mit Salzrand und ohne Schnickschnack.
FOODIE: Gibt es Lieblingsweine?
Elyas M’Barek: Ich tendiere zu rot, zu Fleisch mag ich Cabernet Sauvignon, gern aus den USA. Und wenn ich einen guten spanischen Tempranillo auf der Karte sehe, bestelle ich auch den. Ich mag aber auch Rosé. Mein aktueller Liebling ist der von Jon Bon Jovi: Diving into Hampton Water.
FOODIE: Gibt es ein persönliches Wohlfühlgericht?
Elyas M’Barek: Ein Teller mit richtig gut gemachten Nudeln macht mich auf der Stelle glücklich.
FOODIE: Kochst du auch selbst?
Elyas M’Barek: Klar! Und zwar genau die eben genannten Nudelgerichte. Also wenn, dann bodenständig Italienisches.
FOODIE: Bio, Tierwohl, Nachhaltigkeit – spielt das für dich eine Rolle?
Elyas M’Barek: Ja, unbedingt! Genau das macht ja gutes Essen aus. Ich will wissen, wo die Zutaten herkommen und ob sie mit Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein produziert sind. Ich nehme ungern Schrott zu mir. Ich gebe lieber etwas mehr Geld für gute Produkte und gutes Essen aus.
FOODIE: Wie merkst du, dass du „Schrott“ vor dir hast?
Elyas M’Barek: Meistens schon am Preis. Fleisch etwa, das zu billig ist, ist dann auch nichts, schmeckt nicht, und mehr will man sich über die Hintergründe gar nicht vorstellen. Ich esse also lieber weniger Fleisch, dafür aber besseres. Für mich ist das Luxus, ein Luxus, den ich mir gönne. Ich habe auch ein Faible für Spezialitäten- oder Feinkostläden. Bei Käfer in München bin ich gern und kaufe spontan einen besonderen französischen Käse. Das macht mir Spaß.
FOODIE: Verrätst du uns auch deine Lieblingsrestaurants in München, deiner Heimatstadt?
Elyas M’Barek: Gern. Mein aktueller Lieblingsitaliener ist das Guido al Duomo an der Frauenkirche. Wenn ich Lust auf moderne asiatische Küche habe, gehe ich ins Cochinchina in Schwabing. Passend für elegantere Verabredungen oder auch Geschäftliches ist das Matsuhisa Munich im Mandarin Oriental.
FOODIE: Zu deinen nächsten Filmen: In „Liebesding“ spielst du einen Filmstar, in „1000 Zeilen“ von Bully Herbig eine reale Figur, Juan Moreno, den „Spiegel“- Reporter, der 2018 Lug und Betrug innerhalb der Redaktion aufgedeckt hat.
Elyas M’Barek: Eine ganz andere Rolle, ich sehe auch anders aus: fülliger. Als Vorbereitung für die Dreharbeiten kam die Ansage, ruhig ein wenig zuzunehmen. Das hat natürlich Spaß gemacht.
FOODIE: Warum denn das?
Elyas M’Barek: Bully wollte einen anderen Look, weniger drahtig. Ich sollte nicht aussehen, als ob ich den Großteil meiner Zeit im Gym statt mit meinen Notizen verbringe.
FOODIE: Was ist dein Fazit nach all deinen Recherchen zum Thema Essen?
Elyas M’Barek: Genau hinschauen, hinterfragen, beim Einkaufen nachdenken, sich auch allein im Restaurant was gönnen. Und wenn alles stimmt: reinhauen und genießen. Gut essen macht glücklich.
Biografie Elyas M’Barek
Der österreichische Schauspieler Elyas M’Barek (39) ist in München geboren und aufgewachsen. Sein Vater stammt aus Tunesien, seine Mutter aus Oberösterreich. Bekannt wurde er durch seine Rollen in der Fernsehserie „Türkisch für Anfänger“ (2006-2008) und auch in der Film-Trilogie „Fack ju Göhte“ (2013-2017). Zuletzt überzeugte er auf der Leinwand in „Der Fall Collini“ (2019) als Anwalt im Italien der NS-Zeit und in Simon Verhoevens Komödie „Nightlife“ (2020) als der Barkeeper Milo. Ab dem 17. Februar 2022 wird er in Anika Deckers Kinofilm „Liebesding“ als Filmstar Marvin Bosch zu sehen sein. In Bully Herbigs Satire „1000 Zeilen“ – ebenfalls 2022 im Kino – spielt er den Reporter Juan Moreno, der 2018 den Fälschungsskandal beim „Spiegel“ rund um Claas Relotius aufdeckte. Elyas M’Barek lebt in der Münchner Innenstadt.